Einführungsmusik Haeseler 1772 BR‑CPEB Fp 45; H 821d; Wq n.v. 73 GND

sonst. Verzeichnisse
NV 1790, S. 57 [5];
AK 1805 Nr. 25;
Kat. Poelchau 1832, Bl. 26r, Nr. 7b;
Kat. Zelter 1832, C III 736/1342;
Jahn 1870, S. 48 Nr. 1014
Gattung
Geistliche Kantate
Bestimmung
Einführung
Besetzung
S*, T*, B*, S, A, T, B; 3 Tr, Timp, 2 Ob, 2 Fag, 2 Vl, Va, Bc
Eintrag im gedruckten Werkverzeichnis
Entstehungszeit, Werkgeschichte
bis Februar 1772
Erstaufführung am 4. Februar 1772 zur Einführung von G. H. Haeseler als Pastor der Gemeinde zu Allermöhe, im Billwärder, in St. Michaelis in Hamburg. Etwa nur die Hälfte der musikalischen Quellen dieser von C. P. E. Bach aufgeführten Einführungsmusik sind vorhanden (Sätze 1–5, 11). Die Sätze 6–10 sind nur anhand des überlieferten Textbuches bekannt. Da Partitur und Stimmen die Einführungsmusik gleichermaßen unvollständig überliefern, ist davon auszugehen, dass die zweite Hälfte des ersten Teils zur Gänze einer anderen, noch nicht identifizierten Komposition (vielleicht einer Einführungsmusik von Telemann), entnommen und aus den dazugehörigen Materialien auch musiziert wurde. Darauf deutet auch der Quellenbefund hin. In der autographen Partitur (→ D-B Mus. ms. Bach P 346) sind nach Satz 5 noch sieben Systeme frei, die genügend Platz für den Beginn eines Rezitativs ließen, das laut Libretto hier folgte. Zwei Angaben von C. P. E. Bach in den Stimmen finden jedoch keine Entsprechung in den überlieferten Quellen:
1. In der Basso-Stimme notierte Bach nach Satz 4: „der Choral, und das übrige des ersten Theiles steht in Herr Illerts Stimme“. Dort steht aber nur der Choral, jedoch nicht die Fortsetzung.
2. In der Tenorstimme Michels bemerkte Bach nach Satz 5: „das darauf folgende steht in Herr Wredens Stimme“, doch entspricht auch dies nicht dem tatsächlichen Befund.
Im ersten Teil erweist sich allein die erste Arie als Übernahme aus einer eigenen Komposition. C. P. E. Bachs in Rechnung gestellter Betrag für die Aufführung dieser Musik fiel sehr hoch aus: insgesamt über 137 Mark, davon 90 Mark für Direktion, Komposition und Kopialien.
Satz 1 wurde später in parodierter Form als Eingangssatz in der Michaelismusik „Siehe ich begehre“ (BR-CPEB Fs 20) wiederverwendet. Satz 11 arbeitete C. P. E. Bach für die Einführungsmusik Gerling (BR-CPEB Fp 54) in eine Arie für Tenor mit anschließendem Chor um (Satz14a u. b „Sei mir gesegnet, o Gemeine!“).
Historische Aufführungen
, Hamburg, St. Michaelis (Erstaufführung) (Link zum Ereignis)
Werkrelation:
ist arrangiert in BR-CPEB Fs 20
ist arrangiert in BR-CPEB Fp 54.1
Bemerkungen
Pasticcio, Vorlagen zum Teil noch ungeklärt;
Entlehnungen:
Satz 3: C. P. E. Bach, Magnificat BR-CPEB E 4.1/3 „Quia fecit“
Satz 5: Weihnachtsmusik „Gott steigt herab“ BR-CPEB Ff 1/4 (in Es-Dur); Ausgangskomposition G. A. Benda, „Gott steigt herab“ Lor 511/4.

Besetzungshinweise in D-B Mus. ms. Bach P 346 und D-Bsa SA 706: „H. Michel“, „H. Hoffmann“, „Herr Wreden“, „H. Illert“.

Hæseler wurde am 25.10.1789 an der St. Michaeliskirche zu Hamburg zum Diakon gewählt, zu dessen Einführungsfeier A. C. P. Bach am 17.12.1789 eine Rechnung erstellte. Diese Einführung gilt als letzte Amtshandlung von Bachs Witwe Johanna Maria Bach, bevor C. F. G. Schwencke als neuer Musikdirektor mit der Aufnahme seiner Amtsgeschäfte die Interimszeit nach C. P. E. Bachs Tod beendete.
Text des Vokalwerks
Textdichtung von Pastor Christian Wilhelm Alers (1737–1806), zu dieser Zeit Prediger in Rellingen.
Bibel:
Satz 1/12: Ps 40,10 u. 11;
Satz 11: Gebet-Lied nach Ps 40,12
Choräle:
Satz 5: M. Luther, „Gelobet seist du Jesu Christ“, Strophe 4;
Satz 10: P. Gerhardt, „Ich weiß mein Gott“, Strophen 13, 17, 18
Originalquellen
D-B Mus.ms. Bach P 346, Faszikel 2 [Partitur]
D-B Mus.ms. Bach P 346 [Konvolut] [Partitur]
D-Bsa SA 706, Faszikel 1 [Stimme/Stimmen]
D-Bsa SA 706, Faszikel 2 [Stimme/Stimmen]
D-Bsa SA 706, Faszikel 3 [Stimme/Stimmen]
RUS-SPsc fond 956 opis' 2 N° 6 [Partitur]
Edition
CPEB:CW V/3.2, S. 1 (Jason B. Grant, 2013) – Kritischer Bericht (2013), S. 166
Literatur
Bitter 1868, Bd. 1, S. 264f.
Miesner 1929, S. 87
Clark 1984, S. 122–151
Enßlin/Wolf 2007, besonders S. 166
Harasim 2010, S. 277f.
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